An der Professur für Sportmedizin der Universität Leipzig sind verschiedene Abteilungen untergebracht, die für Information, Diagnose und Therapie in allen Bereichen körperlicher Bewegung und Belastung zuständig sind. Das eigentliche Institut für Sportmedizin hat seinen Schwerpunkt in der leistungs- und versorgungsmedizinischen Forschung. Ergebnisse, die in den patientenorientierten Abteilungen erhoben werden, können hier zusätzlich ausgewertet und publiziert werden.
Forschungsschwerpunkte
Arbeitsschwerpunkte der Forschung liegen in der Versorgungsforschung mit onlinebasierten Home-Training sowie Patienten-Empowerment Strategien bei Herzkreislauf- und Tumorerkrankungen, der leistungsphysiologischen Grundlagenforschung, der langfristigen Effekte medizinischer Trainingstherapie bei orthopädischen Erkrankungen und der Sportzahnmedizin. Der Schwerpunktbereich rehabilitative und präventive Versorgungsforschung bei chronischen Erkrankungen und die Patientenversorgung in der Sportmedizinischen Ambulanz konnte in den letzten drei Jahren zu einem der drittmittelstärksten Bereiche der Fakultät ausgebaut werden.
Grundlagenforschungsstudien:
- Erfassung hämodynamischer, ventilatorischer und metabolischer Beanspruchung im Kraft- und Ausdauertraining unter Einbezug verschiedener Einflussfaktoren (z. B. Intensität, Umfang, Atemtechnik, Orthostase)
- Strainanalyse mittels Speckle-Tracking-Echokardiografie zur Erfassung kardialer Belastungseffekte
- Passive Exoskelette und deren akute Unterstützungseffekte auf hämodynamische, kardiopulmonale und elektromyographische Belastungsparameter
- Sportzahnmedizinische Aspekte im Kontext Sportorthopädie und Sportartspezifik
- Bedeutung der Parodontitis für systemische Entzündungsreaktionen bei Diabetespatient:innen
- Sensitivität spezifischer Charakteristika des Vektor-EKGs für die Diagnostik der individuellen kardialen Belastbarkeit
- Bestimmung der Hämoglobinmasse mit einer progressiven CO Dosiertechnik
Therapiestudien:
- Einfluss von systematischem Training auf degenerative und Zivisationskrankheiten, wie Adipositas, Diabetes und koronarer Herzerkrankung (KHK)
- Therapie der cranio-mandibulären Dysfunktion (CMD) durch lokal-zahnmedizinische Maßnahmen (z.B. Aufbau der Zahn-Funktionsflächen, Schienenversorgung) in Verbindung mit spezialisierter Physiotherapie, isokinetischer Aufbautherapie und regenerativer Medizin
- CMD und Korrekturschienen im Kontext sportartspezifischer Leistungsfähigkeit und Schutzeigenschaften in Einzel- und Teamsportarten
- Der Einsatz sporttherapeutischer Maßnahmen in der orthopädischen Therapie von Skoliose und Trichterbrust
Versorgungsforschung:
- RehaSport+ – Effekte von Rehabilitationssport auf die funktionelle Kapazität und die Lebensqualität
- HITS – Herzinsuffizienz – Individuelles Training, Telemonitoring und Selfmanagement (Innofondsprojekt vom Gemeinsamen Bundesausschuss; beendet)
- CRBP-TS – Colorectal-, Breast-, Prostate-Cancer Telemonitoring und Selfmanagement (SMWK/SAB Projekt; beendet)
- Präventionsmedizinische Versorgung im Leistungssport bei sächsischen Sportlerinnen und Sportlern im Kindes und Jugendalter (SMI Projekt; beendet)
Forschungsprojekte
Projektpartner:
- Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. med. U. Laufs, Dr. med. S. Fikenzer
- Universitätsklinikum Leipzig, Dr. rer. med. J. Lässing
Cardiopulmonary and Peripheral Responses and Adaptations to Strength Training
Ziel dieses Forschungskomplexes ist es, die akuten und chronischen physiologischen Effekte verschiedener Krafttrainingsmethoden mit modernsten Messmethoden zu analysieren. Funktionelle und morphologische Anpassungen an Krafttraining sind gut untersucht, insbesondere der kardiopulmonale Nutzen des Krafttrainings wird bisher jedoch kontrovers diskutiert. Um ein umfassenderes Verständnis der chronischen Auswirkungen des Krafttrainings auf das kardiopulmonale und muskuläre System zu erlangen, können Kenntnisse über die unmittelbaren Reaktionen auf verschiedene Trainingsmethoden wertvoll sein. Darüber hinaus sind Krafttrainingsparameter, wie Intensität, Wiederholungszahl, Art der Übung und Erholungszeit wichtige Faktoren zur Bewertung der Trainingeffekte sowohl bei gesunden als auch bei klinischen Populationen. Die systematische Untersuchung verschiedener Krafttrainingsvariablen und deren Dosis-Wirkungs-Beziehung kann wesentlich dazu beitragen, unser Verständnis der mit dem Training verbundenen Adaptionen zu verbessern.
Projektpartner: Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. rer. nat. O. Ueberschär
Projektbeschreibung
Das Ziel der Untersuchung ist die Evaluation der Effekte des Tragens passiver Exoskelette während einer repetitiven Bewegungsaufgabe auf akute hämodynamische und kardiopulmonale Parameter. Die Erkenntnisse können zur Prävention von chronischen Erkrankungen beitragen. Hiervon profitieren neben der vulnerablen Zielgruppe der physisch stark beanspruchten Arbeitenden auch die Arbeitgeber. Das Verständnis der akuten hämodynamischen Effekte durch den Einsatz passiver Exoskelette optimiert die Protektion kardiovaskulär vorbelasteter Arbeitender. Die in dieser Form erstmalig dargestellten Ergebnisse können außerdem in verschiedene Anwendungsfelder passiver Exoskelette transferiert werden (Logistik, Pflege, Bau) und zur aktuellen Empfehlungsstrategie für Exoskelette beitragen.
Projektpartner:
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dr. rer. med. J. Lässing
- Universitätssportverein Halle e. V.
- Treffpunkt Sport / Treffpunkt Gesundheit e. V., C. Leps
Projektbeschreibung
Beim Rehabilitationssport handelt es sich um eine Versorgungsmaßnahme, die mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe zur Verfügung gestellt und über einen begrenzten Zeitraum von Krankenkassen finanziert wird. Rehabilitationssport wirkt mit den Mitteln des Sports und sportlich ausgerichteter Spiele ganzheitlich auf die Betroffenen ein. Es sollen die Ausdauer und Kraft gestärkt, die Koordination zu verbessert und das Selbstbewusstsein, insbesondere auch von weiblichen Teilnehmerinnen, gestärkt werden. Ziel der Untersuchung ist die Überprüfung der erwartbaren Effekte (funktionelle Kapazität, Selbsthilfe, soziale Teilhabe) und der Adhärenz des ärztlich verordneten Rehabilitationssports mit ggf. anschließender Erarbeitung von Maßnahmen zur Senkung von Eintrittsbarrieren oder effektiven Durchführungsbedingungen.
Projektpartner:
- Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, PD Dr. P. Zimmermann
- Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Kinderradiologie, PD Dr. D. Gräfe
- Treffpunkt Sport / Treffpunkt Gesundheit e. V., C. Leps
Projektbeschreibung
Pectus Excavatum (Trichterbrust) betrifft etwa 23 von 10.000 Geburten, wobei Jungen fünfmal häufiger betroffen sind. Die Deformität des Brustbeins verringert das Thoraxvolumen, was die Atemkapazität und Ausdauer beeinträchtigen kann. Neben den körperlichen Einschränkungen weisen betroffene Kinder oft ein vermindertes Selbstbewusstsein und geringere sportliche Aktivität auf, was zu einer zusätzlichen Dekonditionierung führen kann. Konservative Behandlungsansätze – wie z. B. die Saugglockentherapie – sind verfügbar, jedoch gibt es noch zu wenig Forschung zu den Effekten von körperlichem Training. Ziel der Studie ist es, die Akzeptanz, Machbarkeit sowie die physischen und psychischen Effekte eines indikationsspezifischen Rehabilitationssports und Heimtrainings bei Jugendlichen mit konservativ behandelter Trichterbrust zu überprüfen. Die Teilnehmenden sind Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren.
Projektleiter: Prof. Dr. M. Busse
Antragsteller: Konsortium
Konsortial- und Projektpartner:
- Medizinische Hochschule Hannover, Prof. Dr. Tegtbur
- Herzzentrum Leipzig GmbH, Prof. Dr. Thiele, Prof. Dr. Schuler
- Diavention GmbH, C. Leps
- AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen
- Klinikum Wolfsburg, Prof. Dr. Becker
- Klinikum Chemnitz, Prof. Dr. Schweizer
- MVZ am Küchwald, Dr. Ernstberger, Frau A. Baranzka,
- Herzzentrum Dresden, Prof. Dr. Linke
- Audi BKK
- IGES GmbH
Projektbeschreibung (Projekt abgeschlossen)
Bei der Herzinsuffizienz (HI) ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Das kann die körperliche Belastbarkeit der Betroffenen stark mindern. Abhängig vom Schweregrad der HI wird neben der medikamentösen Therapie zunehmend auch ein regelmäßiges Training zur Leistungserhaltung oder gar -steigerung empfohlen. Doch Medikamente zuverlässig einzunehmen, Therapieanweisungen einzuhalten und kontinuierliche Untersuchungen durchzuführen, stellt Patienten und Ärzte vor große Herausforderungen. Ohne Frühdiagnose geht zudem häufig die Chance verloren, den Krankheitsverlauf rechtzeitig aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen.
Das Projekt HITS soll zum einen eine erweiterte Früherkennungsstrategie für die HI erproben. Zum anderen soll ein online-gestütztes Monitoring den Patienten helfen, ihre Medikamente verlässlich einzunehmen und das für sie optimale Trainingsprogramm durchzuführen. Regelmäßige Informationen und Rückmeldungen zum Therapieverlauf sollen die Patienten aktiv am Therapieprozess beteiligen. Zudem werden eine elektronische Fallakte sowie Fallkonferenzen und Qualitätszirkel die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Kliniken verbessern. Kernstück der Intervention sind vernetzte Versorgungspunkte. Von hier aus wird die Versorgung koordiniert und die notwendige Expertise in Kardiologie, Sportwissenschaft und spezialisierter Krankenpflege bereitgestellt. Dieses Angebot wird in fünf verschiedenen Regionen Deutschlands aufgebaut. Teilnehmende Patienten, die der Interventionsgruppe zugelost werden, erhalten die neue Versorgungsform. Die Patienten der Kontrollgruppe werden dagegen nur diagnostiziert und erhalten die Regelversorgung. Die Effekte der Intervention werden nach sechs und zwölf Monaten untersucht. In diese Evaluation fließen auch Krankenkassendaten ein. Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,1 Millionen Euro gefördert.
Im Erfolgsfall lassen sich durch die optimierte Diagnose bereits frühe Stadien der HI erkennen und rechtzeitig geeignete Therapiemaßnahmen einleiten. Das verbesserte Selbstmanagement der Patienten und die stärkere Vernetzung der beteiligten Leistungserbringer kann die Versorgungsqualität und -effizienz bei der HI insgesamt steigern.
Antragsteller: Prof. Dr. M. Busse, Dr. R. Falz, Dr. A. Schulze
Projektpartner:
- Universitätsklinikum Leipzig, AÖR, Prof. Dr. med. I. Gockel, Prof. Dr. med. B. Aktas, Prof. Dr. med. J.-U. Stolzenburg, Prof. Dr. med. F. Lordick
- Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Prof. Dr. med. J. Weitz, Prof. Dr. med. P. Wimberger, Prof. Dr. med. C. Thomas
- Medizinische Hochschule Hannover, Prof. Dr. med. U. Tegtbur, Prof. Dr. med. J. Klempnauer, Prof. Dr. med. P. Hillemannns
- Sana Klinikum Borna, PD Dr. med. K. Kohlhaw
- Diavention GmbH, C. Leps
Projektbeschreibung (Projekt abgeschlossen)
Prostatakrebs und Brustkrebs sind mit je ca. 60.000 – 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die jeweils häufigsten malignen Tumorerkrankungen bei Männern bzw. Frauen. Das kolorektale Karzinom betrifft Frauen und Männer mit insgesamt ca. 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr und steigender Tendenz. Die Ursachen für die Krebsentstehung sind vielfältig und in weiten Bereichen unklar.
Regelmäßiges physisches Training ist eine der wirksamsten Primär- und Sekundärpräventionsformen. Bestandteil der Leitlinien für die einzelnen Tumorformen ist daher die systematische Anwendung von physischem Training in der postoperativen Therapie. Insgesamt belegt eine repräsentative Zahl von Metastudien die Trainingseffizienz für Kolorektal, Brustdrüsen- und Prostata Karzinome (CRBP), optimal in einer Kombination von Ausdauer- und Krafttraining, als wirksame, unterstützende Therapie neben den herkömmlichen Maßnahmen, mit einer starken Reduktion der kurz- und mittelfristigen Tumorfolgen sowie der tumorspezifischen Morbidität und Rezidiv- bzw. Metastasierungsrate. Die Risikoreduktion durch Training wird bei CRBP Karzinomen mit ca. 20 – 40% angenommen. Die vorliegenden Studien beruhen ganz überwiegend auf Fragebogenerhebungen auf Basis von Anweisungen zur Lebensstiländerung und einer qualitativen Durchführung der Trainingsprogramme mit subjektiver Einschätzung der Intensität. Ungeachtet der starken Evidenzlage und der beeindruckenden präventiven, protektiven und regenerativen Effizienz von physischem Training gibt es in der zertifizierten Tumortherapie keine systematisch angelegte Durchführungsstrategie oder Versorgungsstruktur.
Das Versorgungsprojekt CRBP-TS greift diese Situation auf und verbindet neben dem online-gestützten Training und der automatisierten Erfassung der Aktivitäts- und Leistungsparameter eine sektoren¬übergreifende bidirektionale Datenauswertung und Online-Kommunikation durch eine vom Patienten und behandelnden Arzt zugängliche elektronische Fallakte (ESF).
Kurz- und mittelfristige Ziele von CRBP-TS sind der Aufbau der Leistungsfähigkeit, der Muskelmasse, Abbau von Fettgewebe, verbesserte Lebensqualität und reduzierte Depression. Langfristiges Ziel ist die Senkung der tumorspezifischen und allgemeinen Mortalität.
- Das Projekt wird für zwei Jahre mit insgesamt ca. 1,1 Millionen Euro vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und der Sächsische Aufbaubank gefördert.
Publikationen:
Falz, R., Bischoff, C., Thieme, R. et al. Effect of home-based online training and activity feedback on oxygen uptake in patients after surgical cancer therapy: a randomized controlled trial. BMC Med 21, 293 (2023). https://doi.org/10.1186/s12916-023-03010-6
Präventionsmedizinische Versorgung im Leistungssport bei sächsischen Sportlerinnen und Sportlern im Kindes und Jugendalter
PROJEKTBESCHREIBUNG (PROJEKT ABGESCHLOSSEN)
Mit Sport im Kindes- und Jugendalter wird eine entscheidende präventiv-medizinische Weiche gestellt. Der Nachwuchssport ist dabei eine besondere Motivation für die erwünschte Nachhaltigkeit, zugleich aber auch ein gewisses Risiko. Sport kann mit Akutverletzungen, Überlastungsschäden und chronisch degenerativen Prozessen verbunden sein. Bei Kindern und Heranwachsenden können hieraus lebenslange, zum Teil schmerzhafte und/oder die sportliche Karriere beeinflussende Einschränkungen entstehen.
Im Rahmen dieser Problemstellung wird am Institut für Sportmedizin der Universität Leipzig in Kooperation mit dem Freistaat Sachsen eine weltweit einzigartige Bestandsaufnahme von Frühschäden durch Sport er-stellt. An diesem Projekt können ab sofort sportlich aktive Nachwuchssportlerinnen und -sportler teil-nehmen. Unser Ziel ist es durch eine komplexe medizinische Diagnostik für sportlich aktive Kinder und Jugendliche nachhaltige Präventionsstrategien zu etablieren und ggf. notwendige Therapiemaßnahmen im frühestmöglichen Stadium einzuleiten.
Zur Beurteilung des Funktionszustandes der Nach-wuchssportlerinnen und -sportler bieten wir ein umfassendes Screening am Institut für Sportmedizin an. Der gesamte Check-up erstreckt sich abhängig von der Sportart über zwei bis drei Termine mit einer Dauer von jeweils anderthalb bis zwei Stunden und stellt eine einmalige Möglichkeit dar, den Gesundheitszustand in dieser Komplexität erfassen zu lassen. Im Rahmen des Projektes werden folgende
Untersuchungen durchgeführt:
- MRT-Untersuchung (Kniegelenke, Brustwirbelsäule)
- sonographische Ausmessung von Achilles- und Patellasehne
- Ausführliche Herz- und Gefäßdiagnostik mit Echokardiographie
- Entzündungsstatus/ kleines Blutbild (Blutabnahme am Ohr oder der Fingerkuppe)
- Beurteilung der Mundgesundheit
- Anfertigung einer individuellen Zahnschutzschiene
- Messung der Körperzusammensetzung
- Aktivitätsmessung/ Angaben zum Bewegungsverhalten
Das Projekt wurde für zwei Jahre mit insgesamt ca. 600.000 Euro vom Sächsischen Staatsministerium des Inneren gefördert.